Amerika 1776 < Geschichte < Geisteswiss. < Vorhilfe
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(Frage) beantwortet | Datum: | 13:20 So 05.07.2009 | Autor: | Dinker |
Guten Tag
Kann mir jemand sagen, was die Gründe für die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika 1776 waren, abgesehen vom grundsatz no taxation without representation?
Danke
Gruss Dinker
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Aloha hé, Dinker,
ich denke, dass der "Grundsatz" auch tatsächlich der Hauptgrund war.
Der Ausfertigung der Unabhängigkeitserklärung gingen eine reihe medialer Prozesse voraus. Viele Essays (bspw. in Flugblättern oder Zeitungen) regte die Diskussion an, inwieweit das Britische Parlament überhaupt Herrschaftsrechte (wie eben die Erhebung von Steuern) ausüben dürfe. Da das Parlament zu diesem Zeitpunkt den Kolonien fundamentale Grundrecht der englischen Verfassung vorenthielt (unter anderem eben die Repräsentation im Parlament, aber auch die steuerliche Gleichbehandlung - denn rechnerisch mussten die Koloniebewohner hinsichtlich der Steuern doppelt "bluten").
Hierbei sollte natürlich klar sein, dass die "Repräsentation" im Englischen Parlament sicherlich nur der Wunsch einiger weniger Kolonisten war. Vielleicht jener Kolonisten, die zuvor als britische Funktionseliten nach Amerika gekommen waren, die also daran gewohnt waren "british like" zu handeln. Für die meisten "Amerikaner" dürfen zu diesem Zeitpunkt ökonomische Gründe im Vordergrund gestanden haben. Das Konzept des "Dreieckshandels" ist zu diesem Zeitpunkt vielleicht nicht mehr derart ausgeprägt wie früher bei der Erschließung/Ausbeutung des Südamerikanischen Kontinents (Spanien, Portugal, Niederlande), aber trotzdem wurde den Kolonisten finanztechnisch das Leben echt schwer gemacht. Ausfuhrzölle, Abgaben für die Häfen (die bis dahin ja auch in den meisten Fällen Kronbesitz waren), Zölle bei der Einfuhr, hohe Kosten für britische Importwaren bei gleichzeitig erzwungenen Niedrigkosten für die Exportgüter (siehe Dreieckshandel).
Wirft man einen Blick auf die Bevölkerungszusammensetzung der Kolonien um 1776 zeigt sich, dass auch hier ein Wandel eingesetzt hat. Es gab Züge von Professionalisierung: Handwerker (bspw. Angehörige verfolgte Konfessionen in England wie etwa Lutheraner) siedelten sich in den Kolonien an und bildeten Netzwerke - Waren musste zur Verarbeitung nicht mehr nach England verschifft werden, sondern konnten vor Ort meist günstiger verarbeitet und entsprechend auch günstiger auf den Markt gebracht werden.
Zudem kam es auch im Bereich der Presse zu einer Loslösung von englischen Wunschvorstellungen. Die Kolonisten druckten - als dann die entsprechenden technischen Mittel vorhanden waren - eigene Zeitungen und Flugblätter. Sie begannen über eigene Probleme zu schreiben, zu lesen und zu diskutieren, und lösten sich somit ein Stück weit von jenen Themen, die England zuvor vorgegeben hatte. Es kam also auch zu einem Bruch der Diskurse (also dessen, über was geredet wird).
Das ist natürlich keine erschöpfende Begründung für das was geschehen ist. Aber fern von einem singulären Ereignis sollte jetzt klar sein, dass die Loslösung von England ein Prozess gewesen ist, der sich langsam angebant und dann eben in Ereignissen wie der berühmten "Boston Tea Party" seine Entladung fand.
Namárie,
sagt ein Lary, wo sich erstmal einen Tee gönnt.
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