Funktion der Molldominante < Musik < Musik/Kunst < Geisteswiss. < Vorhilfe
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(Frage) beantwortet | Datum: | 13:55 Mi 04.11.2009 | Autor: | Pumba |
Hallo,
ich versuche gerade den modulatorischen Ablauf des 2. Themas der Sinfonie Nr 7-1.Satz zu begreifen. Das Stück steht in E-Dur. Dabei kommen bereits im zweiten Takt die Töne h, d und f (im ersten ists h, dis, fis und cis - also die Dominante mit gr. None) vor, kann mir jemand Helfen, was das sein soll?, eine Molldominante kanns ja nicht sein, weil die Dominante immer in Dur steht.
Danke schonmal
Pumba
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Hallo Pumba,
ich nehme an, Du sprichst von Bruckner.
Leider habe ich keine Partitur vorliegen, finde im Netz auch nur Auszüge der Tubastimme. Doch die gibt eigentlich schon genug Auskunft:
h,d,f ist Teil eines Vierklangs. Die bis dahin (und auch bei Bruckner offenbar verwendete) bekannte Ergänzung ist das as (bzw. hier gis). Der Akkord ist ein sogenannter "verminderter" Akkord. Obwohl es eigentlich streng genommen nur drei solche Akkorde gibt (weil z.B. der auf D aufbauende die gleichen Töne enthält wie der auf F oder H), werden in der harmonischen Notation alle 12 möglichen Grundtöne auch so benannt. Es gibt zahlreiche Notationen, z.B. [mm] D^0.
[/mm]
Verminderte Akkorde werden z.T. schon bei Bach eingesetzt; richtig "in Mode" kommen sie aber erst in der Romantik. Sie streben nach Auflösung, [mm] D^0 [/mm] z.B. nach [mm] E^b-Dur. [/mm] Da aber der Grundton ambivalent ist, kann [mm] D^0=H^0 [/mm] auch nach C-Dur aufgelöst werden. Damit sind schnelle Modulation auch in weit entfernte Tonarten möglich, was - neben der dem Akkord eigenen Spannung - die häufige Verwendung erklärt.
Bruckner nimmt aber mit dem (z.T. auch fehlenden) vierten Ton auch andere Deutungen vor, die manchmal erst im nachhinein harmonischen Sinn ergeben. So kann h,d,f auch mit einem a kombiniert werden. Das ist dann z.B. eine typische Mollsubdominante mit Sechste - Am, [mm] Dm^6, E^7, [/mm] Am wäre eine einfache Kadenz dazu. Viel häufiger allerdings begegnet einem die Harmonie heute aber mit dem H im Bass, oft als vorvorletzte Harmonie einer Quintfallsequenz, dort in der Funktion einer Moll-Doppeldominante: Am, Dm, G, C, F, [mm] Hm^{7/-5}, E^7, [/mm] Am. Dabei ist [mm] Hm^{7/-5} [/mm] genau der o.g. Akkord h,d,f,a - also Hm mit zusätzlicher (kleiner) Septime und verminderter Quinte (daher -5).
Und schließlich ist auch eine Ergänzung durch ein g denkbar, dann hat man einen gewöhnlichen [mm] G^7-Akkord [/mm] in seiner ersten Umkehrung, der üblicherweise nach C-Dur aufgelöst wird (wie [mm] H^0 [/mm] meist auch).
Hilft Dir das weiter? Mehr kann ich nur mit Partitur sagen, und die ist urheberrechtlich geschützt. Zu wissenschaftlichen und Lehrzwecken sind nicht-öffentliche Kopien aber erlaubt. Hierzu bekommst Du mehr Informationen.
lg
reverend
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