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(Frage) beantwortet | Datum: | 18:54 So 11.11.2007 | Autor: | Max80 |
Hallo zusammen!
Nach der Kapitalwertfunktion gilt: Je höher der Zinssatz, desto geringer der Kapitalwert.
Meine Frage: Macht das Sinn? Ich verstehe das nicht wirklich. Für mich heißt es: Hoher Zinssatz = Hohe Zinsen = Höherer Ertrag = Gut!
Nun verstehe ich das im Zusammenhang mit der Kapitalwertfunktion nicht. Warum SINKT der Kapitalwert, bei höherem Zinssatz? Ich verstehe die Logik dahinter nicht wirklich. Klar, Einzahlungen und Auszahlungen UND Zeitpunkt der Zahlungen bleiben gleich, richtig? Dann muss ja aus logischen Gründen, wenn der Zinssatz bei gleichen Zahlungen größer wird, der Kapitalwert kleiner werden. Mathematisch passt das ja. Aber irgendwie verstehe ich nicht was das dann überhaupt zu sagen hat mit dem Kapitalwert. Weil wenn ich Geld anlege, und unterschiedliche Zinsen nehme, dann müssen doch da eigentlich ganz unterschiedliche Zahlen bei rauskommen oder? Ich habe eine Auszahlung, und darauf gibt es Zinsen. Veränder ich den Zinssatz, dann ändern sich doch ZWANGSLÄUFIG die Einzahlungen einer Investition. Wie kann ich da bitte am Kapitalwert rumschrauben? Da muss sich doch wenn dann der Zeitpunkt ändern oder nicht???
Danke!!!
Gruß
Bunti
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(Antwort) fertig | Datum: | 07:55 Mo 12.11.2007 | Autor: | Josef |
Hallo Bunti,
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> Nach der Kapitalwertfunktion gilt: Je höher der Zinssatz,
> desto geringer der Kapitalwert.
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> Meine Frage: Macht das Sinn? Ich verstehe das nicht
> wirklich. Für mich heißt es: Hoher Zinssatz = Hohe Zinsen =
> Höherer Ertrag = Gut!
>
Beurteilung der Kapitalwertmethode:
1. Die Vorteilhaftigkeit einer Investition hängt bei diesem Investitionsrechnungsverfahren stark von dem Ansatz des Kalkulationszinssatzes ab, der für notwendig erachtet wird. Mit steigendem Kalkulationszinssatz nimmt der Kapitalwert ab.
2. Die Vergleichbarkeit mehrerer Investitionsobjekte ist nur gegeben, wenn der Anfangsinvestitionsbetrag, die Nutzungsdauer und die Zahlungsüberschüsse gleich sind. Gegebenenfalls sind Differenzbeträge bzw. Restzeiträume mit dem Kalkulationszinssatz zu überbrücken oder Ergänzungsinvestitionen in die Berechnung einzubeziehen.
3. Die Kapitalwertmethode enthällt die Annahme, dass sich alle Ergänzungsinvestitionen zum Kalkulationszinssatz verzinsen
Kapitalwert
Bei der Kapitalwertmethode ist eine Investition unvorteilhaft, wenn der Kapitalwert kleiner Null ist. Der Kapitalwert entspricht rechnerisch dem Barwert der zum Kalkulationszinssatz abgezinsten Zahlungsüberschüsse. Ist der Kapitalwert gleich null, gewinnt der Investor die eingesetzten Mittel vollständig zurück, und die jeweils noch gebundenen Mittel werden genau zum Kalkulationszinsfuß verzinst. Liegt der Kapitalwert über null, erzielt der Investor neben der Verzinsung ausstehende Mittel zum Kalkulationszinsfuß rechnerisch einen barwertigen (sofortigen) Überschuss in Höhe des Kapitalwertes. Ist der Kapitalwert negativ, so fehlt der ermittelte Betrag an der gewünschten Mindestverzinsung.
Bei der Kapitalwertmethode wird die untersuchte Investition mit einer fiktiven Kapitalanlage verglichen, die mit dem Kalkulationszinssatz verzinst wird. Der Kalkulationszinssatz muss hier gleich sein. Der Kalkulationszinssatz ist die vom Investor erwünschte Mindestverzinsung, zu der es sich noch lohnt, eine Investition durchzuführen.
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Aufgabe | Ein Unternehmen will zur Produktivitätsverbesserung 10 Mio. € in eine Anlage investieren. Bei einem Kalkulationszinsfuss in Höhe von 20% wurde ein Kapitalwert von minus 1083,75 € errechnet. Ist die Investition aus finanzwirtschaftlicher Sicht empfehlenswert?
Lösung:
Der geringfügig niedrige Kapitalwert besagt, dass die Verzinsung in Höhe von 20 Prozent nicht ganz erreicht wurde. Der Investition ist zuzustimmen. |
hallo josef, deine erklärung zur kapitalwertmethode finde ich sehr verständlich und dies deckt sich auch mit meinem lehrbuchwissen. ich habe hier eine aufgabe, bei der ich nicht weiter weiß, die antwort zu dieser aufgabe scheint mir sehr unlogisch und nicht nachvollziehbar, da es ja generell heißt, dass erst ab einem kapitalwert von 0 einer investition zuzustimmen ist, der kapitalwert ist jedoch negativ und man empfiehlt dennoch zuzustimmen...
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(Antwort) fertig | Datum: | 13:02 Mi 21.11.2012 | Autor: | Josef |
Hallo anja,
> ich habe hier eine aufgabe, bei der ich
> nicht weiter weiß, die antwort zu dieser aufgabe scheint
> mir sehr unlogisch und nicht nachvollziehbar, da es ja
> generell heißt, dass erst ab einem kapitalwert von 0 einer
> investition zuzustimmen ist, der kapitalwert ist jedoch
> negativ und man empfiehlt dennoch zuzustimmen...
>
Bei der Kapitalwertmethode werden zur finanzmathematischen Bewertung einer Investition alle Ein- und Ausgaben auf den Anfangszeitpunkt diskontiert und den Anschaffungskosten gegenübergestellt.
Grundsätzlich heißt es: Ist der Kapitalwert positiv, ist die Investition vorteilhaft, bei negativem Kapitalwert unvorteilhaft. Bei zwei Investitionen wird diejenige Investition als vorteilhafter nach der Kapitalwertmethode bezeichnet, die den höheren Kapitalwert besitzt.
Zum Abzinsen der Periodenüberschüsse wird ein Zins unterstellt; er heißt Kalkulationszins und entspricht den Zins-Vorstellung der Investoren am Kapitalmarkt. Der Kapitalmarkt bietet jedoch einen reelleren, den tatsächlich zu erzielenden Zinssatz. Entspricht der Kalkulationszinssatz nicht annähernd dem Zinssatz am Kapitalmark, so macht der Investor eine falsche Kalkulation. Bei einer langen Zeitspanne kann daher kaum eine wahren Aussage wegen fehlender reeller Zinssätze getroffen werden; es sei denn, dass vergleichbare Erfahrungswerte vorliegen.
Bei deiner Aufgabe mit einem negativen Kapitalwert ist grundsätzlich die Beurteilung als eine nicht vorteilhafte Investition richtig. Betrachtet man jedoch den hohen Zinssatz von 20 % p.a. und den geringfügig negativen Kapitalwert bei einer Investition von 10 Mio., dann kann man durchaus diese Investition noch als vorteilhaft ansehen. Die Abweichung von 1.083,75 € beträgt zu 10. Mio. nur 0,0108 %.
Deutlicher wird es noch, wenn auf dem Kapitalmarkt tatsächlich während der Periodenzahlungen ein wesentlich geringer Zinssatz geboten wird. Die Kapitalwertmethode allein für sich ist noch nicht geeignet, um eine zutreffende Entscheidung über Vorteilhaftigkeit einer Investition zu treffen.
Viele Grüße
Josef
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vielen dank, ich denke ich habe es verstanden. kann es auch dann sein, dass man bei einem anderen hohen investitionsvorhaben wie bei beispielsweise 300 mio€ mit einem niedrigen zinssatz von ca 3% und einem positiven kapitalwert von 1000 die investition ablehnen sollte? da der kapitalwert diesesmal über 0 ist, jedoch der kapitalwert bei dieser hohen investitionssumme nur 1000€ beträgt und dies bei einer solch hohen invesition zu gering wäre?
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(Antwort) fertig | Datum: | 10:30 Do 22.11.2012 | Autor: | Josef |
Hallo anja,
> vielen dank, ich denke ich habe es verstanden. kann es auch
> dann sein, dass man bei einem anderen hohen
> investitionsvorhaben wie bei beispielsweise 300 mio€ mit
> einem niedrigen zinssatz von ca 3% und einem positiven
> kapitalwert von 1000 die investition ablehnen sollte? da
> der kapitalwert diesesmal über 0 ist, jedoch der
> kapitalwert bei dieser hohen investitionssumme nur 1000€
> beträgt und dies bei einer solch hohen invesition zu
> gering wäre?
Der angenommene Kalkulationszinssatz von 3 % für das Investitionsvorhaben entspricht dem derzeitigen Marktzinssatz und ist daher eine realistische Einschätzung für die Investition. Er wird sich in naher Zukunft auch nicht wesentlich ändern. Der sich daraus ergebende positive Kapitalwert von nur 1.000 € bei einer Investition von 300 Mio. € ist somit noch als vorteilhaft anzusehen. Es sei denn, es kann ein höherer Zinssatz auf dem Kapitalmarkt bei einer alternativen Anlage erzielt werden.
Viele Grüße
Josef
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vielen lieben dank, jetzt habe ich es verstanden :)
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 15:16 Do 22.11.2012 | Autor: | Josef |
Hallo anaja,
> vielen lieben dank,
gern geschehen!
> jetzt habe ich es verstanden :)
Freut mich!
Viele Grüße
Josef
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