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Forum "Geschichte" - Sozialdemokratie in Deutschlan
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Sozialdemokratie in Deutschlan: Aufgabe
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 12:16 So 05.10.2008
Autor: jecey

Aufgabe
Wie lässt sich erklären, dass es gerade in der deutschen Sozialdemokratie zu einer breiten Übernahme der Theorien von Marx und Engels kam, in der englischen Arbeiterbewegung aber nicht, obwohl dort der Kapitalismus im 19. Jahrhundert weiter fortgeschritten war und damit die Situation den sozialistischen Voraussetzungen viel mehr entsprach?

Hilfe, ich komme absolut nicht weiter. :o(

Ich habe diese Frage in keinem Forum auf anderen Internetseiten gestellt.

        
Bezug
Sozialdemokratie in Deutschlan: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 15:52 So 05.10.2008
Autor: Josef

Hallo,

> Wie lässt sich erklären, dass es gerade in der deutschen
> Sozialdemokratie zu einer breiten Übernahme der Theorien
> von Marx und Engels kam, in der englischen Arbeiterbewegung
> aber nicht, obwohl dort der Kapitalismus im 19. Jahrhundert
> weiter fortgeschritten war und damit die Situation den
> sozialistischen Voraussetzungen viel mehr entsprach?
>  Hilfe, ich komme absolut nicht weiter. :o(
>  


Sozialdemokratie, politische Bewegung, die sich aus der Theorie des Sozialismus herleitet und das Ziel einer sozial gerechten und freiheitlichen Gesellschaft mit den Mitteln der parlamentarischen Demokratie erreichen will (Demokratischer Sozialismus).

Sie ist in der Tradition der westeuropäischen Arbeiterbewegung verankert, ideologisch und häufig auch organisatorisch mit der Gewerkschaftsbewegung (Gewerkschaften) verbunden und hat wesentlichen Anteil an der Ausprägung der Sozialstaatsidee in den westlichen Demokratien des 20. Jahrhunderts. Unterschiedliche wirtschaftliche, soziale und politische Gegebenheiten führten in den westeuropäischen Ländern zu besonderen nationalen Ausprägungen der Sozialdemokratie. Stärkste Kraft im internationalen Spektrum der Sozialdemokratie, das durch die Sozialistische Internationale repräsentiert wird und zu der auch mehrere gemäßigt reformerische Parteien gehören, die sich als „sozialistisch” bezeichnen, ist die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD).

In Deutschland bot die SPD bis in den 1. Weltkrieg hinein sowohl dem revolutionären wie dem reformerischen Flügel eine politische Plattform, weil das von Wilhelm Liebknecht und August Bebel entworfene Gothaer Programm der Sozialistischen Arbeiterpartei (ab 1890 SPD) von 1875 und prägnanter noch das Erfurter Programm von 1891 einen Kompromiss- und Doppelcharakter besaßen, in dessen jeweiligen Teilen sich beide Richtungen wiederfanden: Während sich die SPD im theoretischen Teil des Erfurter Programms, der von Karl Kautsky verfasst wurde, auf den Marxismus berief und eine klassenkämpferische Zielbestimmung ihrer Politik vornahm, ließ sie sich in dem von Eduard Bernstein entworfenen zweiten Teil bei der Bestimmung ihrer politischen Nahziele (u. a. Durchsetzung des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts, Gleichberechtigung der Frauen, Achtstundentag) zugleich Raum, die Etappen auf dem Weg zu einer klassenlosen Gesellschaft durch eine pragmatische, reformerische Praxis im Rahmen des bestehenden Staates zu erreichen. Die ideologischen Auseinandersetzungen in der Partei, die dieser Widerspruch provozierte, spitzten sich um die Jahrhundertwende im so genannten Revisionismusstreit zu, in dem sich Bernstein gegen die „Revolutionäre” um August Bebel, Rosa Luxemburg und Clara Zetkin stellte, und fand in der von Luxemburg entfachten Debatte über den politischen Massenstreik von 1906 seine Fortsetzung.


Die politisch-organisatorische Spaltung erfolgte im und nach dem 1. Weltkrieg, als sich 1916 der Spartakusbund und 1917 die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) im Konflikt über den Kurs der Burgfriedenspolitik von der SPD trennten und zum Jahreswechsel 1918/19 die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) gegründet wurde. Seit dem von Bernstein entworfenen Görlitzer Programm (1921) bekannte sich die deutsche Sozialdemokratie uneingeschränkt zur demokratischen Republik, definierte sich im Kern als Volkspartei „aller körperlich und geistig Schaffenden, die auf den Ertrag eigener Arbeit angewiesen sind”. Den programmatischen Stellenwert des Klassenkampfes, der verbal noch in dem von Karl Kautsky beeinflussten Heidelberger Programm von 1925 aufrechterhalten worden war, gab die SPD jedoch erst mit dem Godesberger Programm von 1959 auf. Das uneingeschränkte Bekenntnis zu den Wertvorstellungen des demokratischen Sozialismus erschloss ihr nun auch verstärkt die bürgerliche Wählerschaft.



Die Sozialdemokratie in Großbritannien entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Protestbewegung, die sich gegen die brutale Praxis eines dogmatischen Liberalismus („Manchesterliberalismus”) ohne jegliche soziale Schutzmaßnahmen für die Beschäftigen und die daraus resultierenden sozialen Missstände erhob und die schon früh von gemäßigten Liberalen und konservativen Grundbesitzern unterstützt wurde. Vom Marxismus wurde die britische Sozialdemokratie, deren Hauptrichtungen sich 1900 im Labour Representation Committee (LRC), 1906 umbenannt in Labour Party (LP), zusammenschlossen, weniger stark beeinflusst als die Arbeiterbewegung im übrigen Europa. Zwar gehörte die einem marxistischen Parteiprogramm folgende Social Democratic Federation (gegründet 1884) als erste britische sozialdemokratische Organisation zu den Gründungsmitgliedern des LRC, sie blieb jedoch im Verhältnis zu den anderen Kräften einflusslos, verließ das LRC 1901 und ging 1911 in der British Socialist Party auf. Prägende Organisationen des LRC waren dagegen die Fabian Society, die gleichfalls linkssozialistisch, pazifistisch und antikolonialistisch orientierte Independent LP und die Gewerkschaften, die sich mit der LP ein Instrument zur Vertretung der wirtschaftlichen und sozialen Interessen der Arbeiter im Parlament schaffen wollten.

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Viele Grüße
Josef

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Sozialdemokratie in Deutschlan: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 10:37 Mo 06.10.2008
Autor: jecey

Erstmal dankeschön Josef :o). Aber, wie erkläre ich, das es in der englischen Arbeiterbewegung nicht zu dieser breiten Übernahme der Theorien von Marx und Engels kam? Das ist mein Problem. Lese immer und immer wieder nach aber weiß nicht, wie ich diese Frage richtig beantworten soll. Stelle ich mich einfach nur zu doof an? :o(

l.G. jecey

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Sozialdemokratie in Deutschlan: Vermutung
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 11:33 Mo 06.10.2008
Autor: M.Rex

Hallo

Das könnte etwas mit der Tatsache zu tun haben, dass man in England zu dieser Zeit "Deutsche Dinge" als qualitativ minderwertig ansah und sogar mit "made in Germany" versehen hat, um die Verbraucher in England zu warnen. (Das sich das nachher oft als bessere Ware herausgestellt hat, und dann sogar als Qualitätsmerkmal von deutscher Seite eingesetzt wurde, steht auf einem anderen Stern)

Ein weiteres Problem könnte die Sprachbarriere gewesen sein. Sicherlich wird sich kein Mitglied der "Oberschicht" oder "des Kapitals" die Mühe gemacht haben, die Werke von Marx und Engels zu übersetzen.

Marius

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Sozialdemokratie in Deutschlan: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 11:54 Mo 06.10.2008
Autor: Josef

Hallo jecey,

>  Aber, wie erkläre ich, das es
> in der englischen Arbeiterbewegung nicht zu dieser breiten
> Übernahme der Theorien von Marx und Engels kam? Das ist
> mein Problem. Lese immer und immer wieder nach aber weiß
> nicht, wie ich diese Frage richtig beantworten soll.

Eine zufriedenstellende Antwort auf deine Frage kann ich dir nicht geben. Vielleicht kannst du ja mit folgendem Text etwas herauslesen:

"Der Übergang vom Arbeiterprotest zu organisierter Arbeiterbewegung (um und nach 1848, besonders seit den 60er Jahren des 19. Jh.s) erfolgte nicht ausschließlich im sozialistischen Ideenkontext; vielmehr konkurrierten unterschiedliche Strömungen und Strategien in verschiedenen Ländern mit differierenden Ausgangslagen, Rahmenbedingungen, Erfolgen und Entwicklungstrends, neben sozialistischen Organisationen/Arbeiterparteien insbesondere Anarchismus, revolutionärer Syndikalismus, Berufsgewerkschaften, liberale Bildungsvereine, Genossenschaften, christliche Sozialreformansätze und Gewerkschaften o.ä.

Sozialhistoriker und Politikwissenschaftler haben in zahlreichen Studien versucht, die komplexe Herausbildung der jeweiligen national spezifischen Strategien und Ideologiemuster zu beschreiben und zu erklären, so z.B. die Schwäche des Liberalismus und frühe Entstehung einer sozialistischen Arbeiterpartei in Deutschland mit zwei an Karl Marx bzw. Ferdinand Lassalle orientierten Flügeln; die lange Dominanz der Trade Unions in England, auch in der Labour Party nach 1900.

[Band 1. Politische Theorien: Demokratischer Sozialismus/Sozialdemokratie. Lexikon der Politik, S. 128, 129 (vgl. LexPol. Bd.1, S. 50)]



Auch wenn der Marxismus in der deutschen Sozialdemokratie deutlich stärkeres Gewicht hatte als in anderen Ländern (ausgenommen Rußland), so gilt doch die deutsche Revisionismusdebatte als exemplarisch für den Riß in der sozialistischen Bewegung.

[Band 1. Politische Theorien: Demokratischer Sozialismus/Sozialdemokratie. Lexikon der Politik, S. 130 (vgl. LexPol. Bd.1, S. 51)]






> Stelle
> ich mich einfach nur zu doof an? :o(
>  

Bestimmt nicht!



Viele Grüße
Josef


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Sozialdemokratie in Deutschlan: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 13:03 Mo 06.10.2008
Autor: jecey

Ich danke euch. Denke ich bekomme es jetzt hin. :OD

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Sozialdemokratie in Deutschlan: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 13:47 Di 07.10.2008
Autor: Copperhead

Hi!
Ich mach gerade auch diese Fragen durch. Du kommst, wie ich sehe auch nicht unbedingt weiter als ich :-) Geschichte ist echt... vor allem wenn man schon lange raus aus der Schule ist. Viel Glück Dir, vielleicht können wir uns in der Zukunft ja mal helfen.

Lg. ich

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Sozialdemokratie in Deutschlan: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 15:41 Di 07.10.2008
Autor: jecey

hallo copperhead...scheinbar machst du auch so ein fernstudium...beruhigend zu sehen, dass ich nicht die einzige bin, die da so ihre schwierigkeiten hat...in der schule war das irgendwie einfacher ;oP...finde die aufgabenstellungen recht kompliziert...selbst mein freund, der sich nun wirklich sehr für alles, was mit geschichte zu tun hat interessiert, bickt da auch nicht wirklich durch. muss immer sehr aufpassen, das ich nicht am thema vorbei schreibe, wenn du verstehst, was ich meine.

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Sozialdemokratie in Deutschlan: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 16:26 Di 07.10.2008
Autor: Copperhead

..ich weis genau was du meinst, mir geht genau so!!! :-) Schön zu wissen das man nicht alleni ist, stimmt? ;-p

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Sozialdemokratie in Deutschlan: Idee zur Lösung
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 17:24 Mi 08.10.2008
Autor: GhoststalKer

Meine Vermutungen sind diese:
a) Handelt es sich bei Marx´s und Engels Theorien um kommunistische Theorien und diese wurden in der westlichen Welt abglehnt, außerdem stellen die kommunistischen Ideen die Herrschaftsform in England, also die Monarchie, in frage, da alle Menschen im Kommunismus gleich gestellt sind und es eine Diktatur der Arbeiter (des Proletariats) ist.

b) waren deutsche Schriften im 19.Jahrhundert nicht besonders bekannt in England oder Frankreich, darum könnte es einfach sein das die Engländer gar nichts von Marx und Engls Schriften wussten.

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Sozialdemokratie in Deutschlan: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 17:50 Mo 27.04.2009
Autor: nini211985

hi Ich mach das grad durch leider ist es bei mir aber als pruefungsfrage gestellt wurden ... Ich hab mir eure antworten durchgelesen aber bin nun ganz durcheinander denn die frage an sich ist sehr kompliziert gestellt worden und nun weiss ich garnicht wie ich diese beantworten bzw worten soll .. kann mir jemand helfen ?
Danke
Nini:)

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