Unterschied Ariès - Hurrelmann < Pädagogik < Geisteswiss. < Vorhilfe
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(Frage) beantwortet | Datum: | 12:16 Sa 23.01.2010 | Autor: | Sebast |
Ich schreibe in ca 3 Monaten mein Abi im Pädagogik-LK. Was mir noch unklar erscheint, ist der Unterschied zwischen Hurrelmann und Ariès bezogen auf das Thema "Geschichte der Kindheit".
Könntet ihr mir da weiterhelfen?
Das wäre sehr nett, danke ;)
Ich habe diese Frage in keinem Forum auf anderen Internetseiten gestellt.
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 09:50 Di 26.01.2010 | Autor: | Gaspar |
Hallo,
also, zunächst kann ich mal zwei Literaturhinweise geben:
Ariès, Ph.: Geschichte der Kindheit.
Hurrelmann, K., u.a. .: Einführung in die Kindheitsforschung
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Philipp Ariès die Entdeckung der Kindheit als historisches Phänomen begreift und einordnet.
Ariès beschreibt wie im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit Kinder in ihrer Besonderheit wahrgenommen wurden und wie ihnen ein zunehmend eigener Status zuerkannt wird, sie also nicht länger als unvollständige, unfertige Erwachsene betrachtet wurden.
Klaus Hurrelmann ist Sozialisationsforscher und setzt in seinen Forschungen besonders auf die Schwerpunkte Sozialisation von Jugendlichen und Kindern in Familie und Schule sowie damit einhergehend, die Förderung von Leistungs-, Sozial- und nicht zuletzt vor allem Gesundheitskompetenzen.
In Bezug auf die Unklarheiten wären spezifischere Hinweise sinnvoll, um genauer zu antworten.
Grüße Gaspar
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(Antwort) fertig | Datum: | 18:31 Sa 30.01.2010 | Autor: | Josef |
Hallo Sebast,
Laut Ariès leitete die "Entdeckung" der Kindheit im 16.-18. Jahrhundert eine Entwicklung zum Negativen ein. Im Mittelalter hatte die Gesellschaft keine Vorstellung von Kindheit und somit auch nicht von Erziehung. Kinder waren bis zum ca. 7. Lebensjahr von ihren Eltern abhängig, danach wurden sie als eigenständige Mitglieder der Erwachsenengesellschaft anerkannt. Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern war vergleichbar der zwischen einem Lehrherrn und seinem Lehrling. Es gab kaum emotionale Bindungen. In der Gesellschaft herrschte eine kollektive Lebensform, in der es keine Privatsphäre gab. Die Funktion der Familie war weitgehend auf die Reproduktion von Nachkommen und auf den Fortbestand des Namens und Besitzes reduziert.
Seit der "Entdeckung" der Kindheit hat sich die Vorstellung vom Wesen und der Entwicklung des Kindes grundlegend verändert. Die Funktion der Familie lag nun stärker auf der Vermittlung von Normen und Werten sowie der Förderung von Individualität und Identität. Ariès ist der Ansicht, dass es mit Beginn der Neuzeit zu einer Isolation der Kinder von der Erwachsenengesellschaft gekommen ist und zu einer Trennung der Lebenssphären von Erwachsenen und Kindern. Schule, die auf Disziplin und Gehorsam großen Wert legte, schränkte nach Ariès' Ansicht die Freiheit des Kindes ein. Ariès bezieht seine Argumentation ausschließlich auf die (vermeintliche) Freiheit des Kindes im Mittelalter und lässt das physische und psychische Wohlbefinden des Kindes unbeachtet. Er betrachtet lediglich die positiven Aspekte der Kindheit im Mittelalter und sieht nicht die negative Seite, beispielsweise die hohe Sterblichkeitsrate unter Kindern.
Quelle
Hurrelmann, K.: Lebensphase Jugend. Eine Einführung in die sozialwissenschaftliche Jugendforschung,
© Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim 2001
Anschließend war er Mitbegründer des Zentrums für Kindheits- und Jugendforschung an der Universität Bielefeld, das bis heute eine der bekanntesten Institutionen für Kindheits- und Jugendforschung in ganz Deutschland ist.
Klaus Hurrelmann setzt in seinen Forschungen besonders auf die Schwerpunkte Sozialisation von Jugendlichen und Kindern in Familie und Schule und damit einhergehend die Förderung von Leistungs-, Sozial- und Gesundheitskompetenzen. Seine Hauptthemen stellt er in seinen zahlreich erschienenen Publikationen dar. Seine Theorien sind weit verbreitet und beeinflussen neben der Soziologie auch pädagogische, psychologische, gesundheitswissenschaftliche und therapeutische Ansätze.
Hurrelmann konzentriert sich auf die Sozialisation von Kindern und Jugendlichen, was bedeutet, dass sein Hauptaugenmerk auf dem Einfluss der Gesellschaft auf gelungene Entwicklung liegt. Er lässt demografische Veränderung bei seinen Forschungen nicht außer Acht und bezieht seine Arbeit immer auf konkrete pädagogische Handlungsfelder wie Familie, Vorschuleinrichtungen, Schulen und Jugendzentren. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf deviantem, also von der Norm abweichendem Verhalten, seinen Ursachen und seinen Folgen. Er entwickelt Theorien und Modelle zur Prävention von Leistungs- und Gesundheitsproblemen, Sucht und Abhängigkeit und von Gewalt, die er zum Beispiel in seinem Buch „Gewalt an Schulen“ darstellt.
Quelle
Viele Grüße
Josef
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